Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, mach einen Plan.
Nach ebenso arbeitsreichen wie zirzensischen Wochen freue ich mich unbändig, zur zweiten Reanimation in mein geliebtes Schnallgäuer Schneckeck fahren zu können. Im Vorfeld plane ich mit Lotti akribisch die kommenden Wochen ohne Bemutterung, lege tonnenweise Vorräte an, übe mit ihr Zugfahren nach Schnürtingen, wo sie während meiner Absenz ein Praktikum zu absolvieren gedenkt, und instruiere sie sorgfältigst bezüglich Katzenfütterung, Blumengießen und Herdausschalten, schließlich muss sie dieses Jahr ohne Hotti überleben. Ich produziere punktgenaue Waschladungen, transferiere zwischen Zirkusaufführungen, Geburtstagsfeierlichkeiten und Wohnprojekt-Fotoshootings meinen mustergültig gepackten Koffer per Götterboten nach Schneckeck, glänze auf der Arbeit mit geordneten Übergaben und verabschiede mich in epischer Breite von allen geliebten Lingendinger*innen. Kurz: Ich vollbringe organisatorische Höchstleistungen und bin perfekt vorbereitet – Schneckeck kann kommen!
Bei Klogang: Maske!
Einen Tag vor der Abreise erledige ich alles, was mir auf den letzten Metern noch in die Quere kommt, unter anderem einen von der Reha-Klinik auferlegten PCR-Test, werfe spätabends zu den Chillout Classics letzte Dinge in mein Handgepäck – da klingelt das Telefon und die nette Frau vom Labor eröffnet mir, dass mein Test leider positiv war. Corona – das gibt’s doch gefühlt gar nicht mehr…
Also fahre ich erst mal nirgendwo hin, sondern entwickle stattdessen am nächsten Tag ein paar milde Erkältungssymptome und langweile mich mit meinem Omikrönchen. Ich verbringe einen äußerst ereignisarmen Tag mit Zeitung, Kaffee, Kopfweh und LaFette auf dem Schesslo und kommuniziere mit meiner mitfühlenden Umwelt. Die Klinik verpasst mir einen neuen Termin gute zwei Wochen später, immerhin. Lotti, die derzeit auf Klassenfahrt weilt, lässt mich per Messenger wissen, dass ich, sobald sie wieder zu Hause wäre, aber schön in meinem Zimmer zu bleiben und bei Klogängen Maske zu tragen habe. Man bekommt so viel zurück.
Chillen bis der Arzt kommt
Nachdem ich mich insgesamt hinreichend aufgeregt habe, füge ich mich in das Unvermeidliche und mache – mal wieder – die Stoizismus-Nummer, es hilft ja nichts. Zum Glück ist gutes Wetter, und so ziehe ich mit Sack und Pack, Katzen, Kaffee und Zeitung auf unseren weinumrankten Balkon und richte mich für die kommenden Tage häuslich ein. Aus Gymnastikmatte, Decken und Kissen bereite ich mir ein Lager, löse 1001 Kreuzworträtsel, lese uralte Zeitungsartikel und schreibe brandneue Blogartikel. Durch die Gitterstäbe meines Balkons parliere ich mit den Nachbarinnen, sehe den Mauersegler*innen zu, wie sie kreischend durch die Häuserschluchten schießen, lausche ergriffen dem Hummelgebrummel in den Rosen sowie dem Abendgesang der Amsel auf Schnattarinas Haus gegenüber und chille mit den Katzen meine Base. Letztere lungern hocherfreut 24/7 mit mir herum, wahrscheinlich denken sie, dass ihr Mensch es nun endlich begriffen hat.
Chéri besucht mich und die Katzen zweimal täglich in unserem Freiluftgehege, wie er den Balkon zärtlich nennt, schiebt mir Essen durch die Gitterstäbe und versorgt mich mit den jüngsten Begebenheiten der Außenwelt sowie Unterhosen aus seinem Fundus – meine eigenen hat der Götterbote ja bereits nach Schneckeck geflogen. Die Huberin und die Cannelloni-Kartenfee schicken mir Bilder vom zweiten Zirkus-Wochenende, an dem ich als aktuell Aussätzige nun auch nicht mehr partizipieren darf, und die Wagenburgerin hält mich per Live-Schalte auf dem Laufenden – sie geben alles, um mich am Zirkusglück teilhaben zu lassen.
Nach einer Woche ist der Spuk vorbei. Ich gehe wieder arbeiten, bestreite noch einen widerlichen kleinen Magen-Darm-Infekt, dann kaufe ich mir ein 9-Euro-Ticket und los geht’s: Schneckeck, ich komme!
Moin,
Ich meine wegen den Kindern.
Jou, das wird in der Tat noch eine Weile dauern…
Liebe Aktuelle
Da haben wir wieder den Beweis: das Universum ist ein verdammter Scherzkeks! Zum Glück hat es Dir die beiden zauberhaften Fellträgerinnen geschickt. Wie soll man sowas auch ohne Katze aushalten.
Und auf Deinen Minnesänger uter dem Balkon kannst Du Dir echt was einbilden 😉
Beste Grüße nach Schneckeck auf den Liegestuhl
Ma
Aber hallo Scherzkeks!! Ja, Katzen hat sich der Große Geist wohl ausgedacht als entschuldigenden Ausgleich für alles Ungemach dieser Welt, da tat er auch gut daran. Grüße aus dem Liegestuhl :*
Liebe Aktuelle, ja, ich praktiziere just im Moment eine formidable Auszeit am schönen Bodensee wie du es dir für uns geneigte Leser*inninnen im Vorwort wünschtest – mit uralten und wieder aus der Versenkung aufgetauchten FreundInnen aus Lingendingen – sogar mit Privatstrand! Einfach so, zwischen zwei Arbeitswochen. Wenn mir schon keine Reha zusteht… Hoffe, dein Schneckeckaufenthalt gestaltet sich mindestens ebenso formidabel! Herzliche Grüße von der Öschbachtalhuberin
Ahoi Anja,
Bleib stark.
Ahoi lieber Kleiner-Wiesental-Engel, aber natürlich – das ist ja jetzt alles vergleichsweise Luxus. Vielleicht bis bald mal wieder zu einer Pizza in heimatlichen Gefilden!
Liebe Öschbachtalhuberin, Auszeit mit Privatstrand am Podensee und netter Gesellschaft klingt in der Tat recht formidabel und feudal. Mögen das Dreiländereck sowie das Dolce far niente mit Euch sein – genießt es! Schneckeck ist – wie schon im letzten Jahr – großartig: Heute durfte ich bereits beim Gerätetraining pumpen, heute Abend dann wieder das heißgeliebte Wasserballett :). Kuhle Grüße!