Winter für Fortgeschrittene

Dieser Winter hat es in sich. Erstelle ich im November noch entspannt eine streberhafte Weihnachtsliste für die kommenden Adventswochen, fallen die Pläne Anfang Dezember schneller in sich zusammen, als ich Plätzchenbacken sagen kann. Die Infekte geben sich die Klinke in die Hand, auch um mich herum fallen sie um wie die Fliegen. Die schulgestresste Lotti produziert in der Woche vor Weihnachten anstelle von Geschenken einen positiven Corona-Test, und ich trage ein halbes Monatsgehalt in Drogerie und Apotheke, um unsere Atemwege, Köpfe und Glieder am Leben zu erhalten.

Feliz navidad!

Einen Tag vor Heilig Abend hat mich das Drecksvirus schließlich ebenfalls heimgesucht, sodass wir unser Weihnachtsfest in seiner geplanten Form mit Ma Baker, Monsieur sowie der Wagenburgerin samt Familie direkt begraben können. Als geborene Improvisationskünstler*innen haben wir alle jedoch einige Advents-Asse im Ärmel. Aufgeben? Nicht mit uns! Hotti, frisch eingeflogen aus der neuen Heimat Schleipzig, residiert spontan statt bei Muttern und Schwester alternativ in der alten Schnelling-WG ihres Papas. Chéri wiederum zieht an meiner Statt am Heiligen Mittag aus, um meine Freundinnen zu bewichteln. Diverse mit Lichterketten und Wunderkerzen ausgerüstete Menschen in verschiedenen Konstellationen besingen Lotti und mich inbrünstig vor unserem Balkon mit Weihnachtsliedern und werden dafür hinreichend mit Schnaps belohnt. Lottis Mädels-Gang hingegen präsentiert uns nicht nur einen Techno-Dance-Act zu „Maria durch ein Dornwald ging“, sondern beglückt uns auch noch mit einer sagenhaften Lasagne. Als uns schließlich die Huberin mit ihren legendären Lebkuchen versorgt, ist zumindest die alimentäre Versorgungslage gesichert.

Doch dass Lotti und ich erstmals zu zweit und ohne Chéri und Hotti, dafür aber mit Corona und Gliederschmerzen feiern müssen, ist schon ein herber Schlag. Mein Liebster und die Erstgeborene schicken uns zwar Bilder und Videos von der Parallelparty in die Familiengruppe, das macht es aber auch nicht besser. Muss ich mir angesichts der etwas tristen Lage doch ein paar Tränchen verdrücken, läuft nun Lotti zu Höchstform auf und gibt die Zeremonienmeisterin, als hätte sie nie etwas anderes getan. Als erstes zückt sie aus der Verkleidekiste ihrer Kindheit zwei Nikolausmützen, die sie uns zwingt aufzusetzen. Dann sagt sie: „Erst Bescherung, dann Essen!“ Ich bekomme eine selbstgegossene Kerze in Weihnachtsbaumform und einen Gutschein für einmal Eisessen im San Schnarcho. Gesungen wird dieses Jahr nicht. Dann sagt sie: „So, und jetzt Weihnachtsfilme gucken!“ Mit unseren Nikolausmützen auf dem Kopf und den Katzen um uns herum schnuckeln wir uns also auf unser Schesslo, schauen „Der kleine Lord“ und den „Grinch“, und ich bin ihr in diesem Fall unendlich dankbar für die an den Tag gelegte Führungsstärke.

Frohes neues Jahr!

Die kommenden Tage verbringen wir damit, uns und unsere geschundene Gesundheit wiederherzustellen und Lottis Volljährigkeit sowie das alte Jahr abzufeiern. Ab Neujahr gehen vier alle dann noch mal richtig viral: Magen-Darm-Infekte, Erkältungen vom Feinsten sowie Corona für Hotti und Chéri, der vorübergehend völlig in die Knie geht.

Umso erfreulicher, nun vermelden zu können, dass wir uns unterdessen von den übelsten Heimsuchungen regenerieren konnten und uns endlich dem neuen Jahr gewachsen fühlen. Wir wären dann ready – auf geht’s, ab geht’s!

4 Kommentare

  1. Welcome back, liebe aktuelle
    Und chapeau und vielen Dank für die erneute und erfrischende Reanimation von Wunderbra.
    Ma Baker (die immernoch in der Versenke unterwegs ist)

  2. Ein neuer Blog Eintrag, wie schön! Freut mich das ihr alle Infekte überwunden habt und weiterhin gutes durchhalten für den restlichen Winter.
    Liebe Grüße aus Freischling

  3. Liebe zukünftige Nachbarin-:)
    Dankedankedanke!!!
    Wie wunderbar das es weitergeht ,
    voll freu !
    Absolut großartig.
    Gleich mal wieder „mehr als ein Lächeln“ ins Gesicht gezaubert -:))))
    Grüsse aus der Fankurve vom Hechinger Eck,
    Marion

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