Hurkle Durkle oder: Die Kunst des Stressfastens

Chillomillo gegen den Winterblues!

Während andere sich gegen Ende des Winters die Rübe zuballern und verkleidet durch die Straßen rennen, um sich anschließend sieben lange Wochen mit irgendeiner Entsagung zu geißeln, schlage ich die entgegengesetzte Richtung ein, um den Winterblues in den Griff zu bekommen und mein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Denn das wirklich Allerletzte, das ich Mitte Februar gebrauchen kann, ist eine weitere Herausforderung, und, wie wir mittlerweile alle wissen: Das Leben ist zu kurz für Stress. Daher beschließe ich kurzerhand, in der heurigen Fastenzeit nicht etwa wie Hans und Franz auf Zucker, Kaffee, Fett, Lügen, Mediennutzung oder Rolltreppefahren zu verzichten, sondern vielmehr auf jegliche Form von Zumutungen.

Queen of Selfcare

Anstatt also weitere dreißig Überstunden anzuhäufen, gleite ich ab Aschermittwoch tiefenentspannt in verlängerte Wochenenden, halte mich fortan an die vorgegebene Wochenarbeitszeit und verbringe stattdessen heiße Stunden mit Dr. Sprite, Ma Baker und der Huberin in der Sauna. Ich kaufe mir winzige Wärmflaschen für den Hosenbund und Blumensträuße, reanimiere meinen Lieblingsblog, werde Mitglied im trans.Kah, dem soziokulturellen Zentrum meines Vertrauens, und stelle mir, inspiriert von Santa Claus, ein Konzert- und Theaterprogramm bis in den kommenden Herbst zusammen. Für die Gönnung gibt es außerdem täglich Nachtisch, und zum Geburtstag schenke ich mir dieses Jahr eine Woche Urlaub – Chillomillo gegen den Winterblues!

Nicht zuletzt bleibe ich nach dem Weckerklingeln ein bisschen länger liegen und fröne hingebungsvoll meiner Morgenroutine mit Kaffee, Katze, Zeitung – einem Überbleibsel aus der Wunderkrebs-Ära, in der ich meine Self- und Healthcare derart auf die Spitze getrieben hatte, dass ich schließlich wieder mit dem Rauchen anfangen musste. Dank meiner deutlich jüngeren Kollegin Yogathi kenne ich im Übrigen nun auch den alten schottischen Fachbegriff für diese hohe Kunst der morgendlichen Entschleunigung: Hurkle Durkle, „the extra minute to chill“:

„We don’t always get the opportunity, but lounging in bed is a lovely way to make a slow start to the day, rather than the hurried one we’re so used to. I know it has associations with being lazy and unproductive, but we all need to learn to value rest and recovery in our busy lives. […] To make the most of hurkle-durkling, use these chosen moments as a time to recharge,“ says selfcare expert Katherine May.

(Quelle: „We’re not longer rotting in bed, we’re hurkle-durkling“, Lauren Thomann)

Durchhalten bis Ostern!

Mein Recharge-Plan geht auf: Nach bereits einer Woche des exzessiven Hurkle-Durkelns und allgemeinen Stressfastens sinkt mein Cortisolspiegel unter null, und das Krönchen sitzt wieder, wo es hingehört.

Doch auch die Besten unter uns sind nicht vor Rückschlägen gefeit, und so fliegen der aktuellen in Woche 5 neben einer Abiturientin am Anschlag auch noch die eigene Arbeit sowie das nicht ganz unaufwändige Hobby Wohnprojekt um die Ohren. Da hilft nur eins: Zähne zusammenbeißen und sich auf das ursprüngliche Vorhaben zurückbesinnen – Nachtisch, Urlaub, Konzerte, Hurkle Durkle! Zur Not muss man sich halt auch mal zwingen.

3 Kommentare

    1. Lieber engel, das denke ich auch und wünsche Dir ebenfalls eine gute Balance – die wirst Du sicher gerade gut gebrauchen können… Viel Energie und Ausgleich!!!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert