Frohes Fest!

Weihnachten steht vor der Tür.

Wenn es mit dem Liebsten, zumal in der Vorweihnachtszeit, in die Hecke geht, bietet das hinreichend Anlass für grenzenloses Selbstmitleid, exzessive Endzeitgedanken und eine gepflegte Festtagsdepression. Vor allem möchte man sich übergeben, wird man unfreiwillige Zeugin von Gesprächen über die kommenden Feiertage, die sich vor einer aufbäumen wie die Schlange vorm Kaninchen. Aber man muss ja nicht gleich alles so schwarzsehen, schließlich wohnt ja jedem Ende ein Zauber inne, oder war es der Anfang? Und endlich hat man ja vor allem auch wieder eins: Zeit, vor allem abends.

Endlich kann man wieder nach Strich und Faden Formulare ausfüllen und mehr als fristgerecht einreichen, Zeitschriften lesen, die man sich im Frühling gekauft hatte, weil es darin um die große Liebe ging, stundenlang Löcher in die Luft starren, Däumchen drehen, ganze Abende im Internet verplempern oder selbstreferenziell über das eigene Elend bloggen. Hat man darüber hinaus noch ein paar handfeste Ordnungs- und Sortierneurosen, hat man gewonnen. Endlich kommt man mal wieder dazu, bis in die Puppen Stecknadeln im Nadelkissen nach Farbe und Teebeutel nach Farben, Geschmack oder Koffeingehalt zu sortieren. Man kann in Ruhe neue Klingen an die Spitzer der Kinder schrauben, deren 993 Buntstifte sauber anspitzen, überprüfen, ob sich noch genügend Frostschutzwasser im Wischwassertank befindet und der Telefonstecker richtig in der Buchse sitzt, Listen schreiben oder auch mal wieder ganz gechillt die Unterlagen von der Krankenkasse durchsehen. Wahlweise auch die der Autoversicherung. Man kann das Telefonbuch lesen und früh schlafen gehen.

Hat man zudem in den vergangenen Monaten sein Sozialleben sträflichst vernachlässigt, droht auch nicht die Gefahr, von anrufenden Freundinnen behelligt zu werden. Man kann ganz entspannt vor sich hinrotten und froh sein, dass man Kinder hat, die einen davor bewahren, in der eigenen Wohnung zu Staub zu zerfallen.

8 Kommentare

  1. Liebe aktuelle,
    während ihr die Neurosen sortiert (Blumen sind ja auch eher was für Frauen) werde ich zum Trost ein Flügeltier zu Heilig Abend zubereiten. Du darfst Dir sogar die Sorte aussuchen. Oder doch lieber was aus dem Wald? Reh? Wildsau? Die Flinte ist schon geladen.
    Der gute Onkel

    1. Lieber guter Onkel,
      das mit dem Flügeltier is ne tolle Idee. Aber wenn Du meinst, dass Du Dich hinter dem Vogel vor dem Neurosenranking verstecken kannst, dann hast Du Dich getäuscht.
      T (n) T

      1. Liebe aktuelle, lieber T(n)T,
        ich stehe euch als supervisorischer Berater in der schweren Stunde gerne bei. Aber ich muss doch auf mein Neurosenfreiheitszeugnis verweisen, das mir jüngst von einer weisen Frau verliehen wurde, bei der sogar Herr Geisler in die Lehre geht. Ich habe also leider nichts (mehr) zu bieten.

        Mit gewaltfreien Grüßen
        Der gute Onkel

          1. Lieber guter Onkel – neurosenfrei, seit wann das denn? Und wer soll das glauben? Ich denke, man nennt das landläufig „sich aus der (Weihnachts-)Affäre ziehen“. Egal, notfalls basteln wir Dir ein paar, mit denen Du Dich dann herumschlagen darfst. In Sachen Küche verlasse ich mich ansonsten voll und ganz auf Dich und nehme gerne irgendwelche niederen Vorbereitungsarbeiten entgegen 😉.

            Liebe Tante TNT,
            Darth Vader hat leider keine Zeit, aber ich könnte Dr. Cox (Scrubs) mitbringen, auch ein sehr dankbares Analyseobjekt. Wer kommt denn sonst noch?
            Abschließend eins meiner botanischen Lieblingszitate: „Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein.“ (Element of Crime) So long, yours, d.a.

  2. Wow, das klingt richtig aufregend! Lade als special guests noch Dr. House, Darth Vader und Black Beauty ein und dann spielen wir Therapy. Und gehen der Frage nach, ob Darth Vader wirklich ein Borderliner ist und was sein Laserschwert mit dem Gehstock von Dr. House gemeinsam hat. Und befreien die unterdrückte Wildnatur des ewig moralisierenden Überpferds. Das werden zauberhafte Weihnachten!

  3. Liebe aktuelle,
    ich würde nichts lieber tun, als mit Dir Abende lang Teebeutel nach Farbe, Socken nach Anzahl der Löcher und den Inhalt des Kühlschranks nach Geruch und Konsistenz zu sortieren. Und ich hätte da noch ein echtes Special: 5 Festmeter Brennholz (also etwa 15976 Holzscheite) der Größe nach? Ich liebe es, wenn die Dinge ihre Ordnung haben. Bist du dabei?
    Sorteuse

    1. Absolut! Liebe Sorteuse, vielen Dank für die zahlreichen und überaus verlockenden Angebote, besonders das Brennholz-Special hat mich sehr angesprochen, wovon ich allerdings aus erkältungstechnischen Gründen vorerst absehen muss. Ich hätte auch noch eine prima Idee für Heilig Abend: Wie wär’s mit alphabetischer Sitzordnung nach Neurosen, einem Ranking gescheiterter Beziehungen und abschließend einer Hitparade mit aktuellen persönlichen Baustellen (Stichwort: Mein Liebeskummer ist geiler als Deine Kündigung)? Wir werden die Feiertage schon schaukeln 😉 Liebste Grüße aus der Sortierschublade, d.a.

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