Wir alle kennen Hits wie Anneliese Braun oder Agathe Bauer, Axel Hacke hat mit seinem Weißen Neger Wumbaba und dessen Fortsetzungen gleich mehrere Bücher zum Thema verfasst. Hinter diesem Phänomen des Sich-Verhörens steckt nichts weniger als die unermüdliche Suche nach Kohärenz, das menschliche Bedürfnis nach Zusammenhang, Logik und Struktur. Wo wir etwas nicht verstehen, verleihen wir den Dingen selbst einen Sinn, und was nicht passt, wird passend gemacht.
Auch Lotti zeigte sich diesbezüglich in den letzten Jahren mehr als kreativ. So aß sie im zarten Alter von drei Jahren Mamarinen und Papasilie und schaute wahnsinnig gerne Dschungelbert (der Junge, der von Wölfen großgezogen wurde). An Silvester wollte sie Blech gießen, der zweite Heilige König nach Caspar hieß folgerichtig Seppl, und vorm Spiegel zog sie sich einen Seitenschädel. Leonardo der Winzling hatte nach Lottis Meinung die Mona Lisa gemalt, und im Ferienlager mit christlichem Hintergrund wurde im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 die Geschichte von Jakob und Özil vorgelesen. Als sie sich einmal sehr über jemanden ärgerte, drohte sie: „Dem werde ich mal zeigen, wo die Wurst steht!!!“ All das verstand ich auf Anhieb. Nur als sie eines Tages hartnäckig von Baron 5000 und dessen Abenteuern in einer Zeichentrickserie sprach, stand ich recht lange auf dem Schlauch. Nachdem die Rede jedoch auf Lügen und Kanonenkugeln kam, konnte ich erleichtert lösen: Münchhausen!
Erniedrigte Zinsen und Transenkurse
Doch auch Lotti wird älter. Mittlerweile trinkt sie wahlweise Balthasar- oder Baldachintee und nimmt als Vesper gerne Ruckizucki (Chicorée) mit in die Schule. Mit großem Interesse verfolgt sie die Radionachrichten („Mama, die Weltbank hat die Zinsen erniedrigt!“), demnächst möchte sie unbedingt Die Tribüne von Panem sehen. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt sind wir neulich die Weintraube hinuntergefahren, und an Fantas Hochzeit mit Herzog Ullrich durfte sie „bis morgens um zwei Rambo tanzen“.
Dass die Suche nach Kohärenz wohl niemals endet, belegen auch folgende Beispiele aus dem Bekanntenkreis. Bei einem Kaffeeklatsch bei Fanta berichte ich vom Besuch einer Vernissage, woraufhin unsere gemeinsame Freundin Amor interessiert fragt, was denn eine „Fernmassage“ sei. Und als Chéri und ich Geschichten von unserem Tanzkurs zum Besten geben, fragt eine der Ammertanten mit hochgezogener Augenbraue: „Was macht Ihr? Einen Transenkurs?“ Wir werden alle nicht jünger.
@Chéri le vrai: Baby, Deine Alliterationen rauben mir die Sinne! Deswegen – und nur deswegen – gebe ich an dieser Stelle zu: Die „Suche nach Kohärenz“ stammt natürlich von Dir. Dafür bekommst Du morgen wieder Dein Abendessen der Woche.
Super!
Konsequente Kohärenz korreliert hier mit kapriziöser Kommunikationstendenz!
Allerdings beanspruche ich das Dingens mit der Kohärenzsuche hiermit als mein geistiges Eigentum 🙂