Oma-Saufen

Sherry, Schätzchen?

Nein, uns sind nicht etwa die Themen ausgegangen, im Gegenteil, die Dinge überschlagen sich dermaßen, dass wir als erklärte Entschleunigungs-Omas mit der Dokumentation einfach nicht mehr hinterherkommen. Zeit also zum Innehalten, Zusammenfassen, Updaten, Neudurchstarten und Oma-Saufen, die Zeiten des Koma-Saufens haben wir ja, Göttinseidank, schon länger hinter uns.

Was also ist passiert? Während Ma Baker sich auf der Suche nach beruflicher Weiterentwicklung in den unendlichen Weiten der wunderbraren Online-Ausbildungsgalaxien buchstäblich die Lichter ausgeschossen hat, hat sich die aktuelle das Herz gebrochen und einen schicken Zweitwagen erworben (Fünftürer, Baujahr 2010, 2,5 Liter, rosa) (der war gut, was?). Nebenbei haben wir Kinder in den Schlaf gewiegt und ihnen den Hintern abgewischt, das Haus geputzt, Wäsche ohne Pulver gewaschen, Geschenke für Kindergeburtstage organisiert, Essen gejagt und verkocht, den Zoo heimgesucht, den Frühling und Blind Dates genossen, die Winterbeine rasiert, den Baumarkt erschlossen und Hormonschwankungen überstanden. Darüber hinaus sind wir selbstverständlich als stolze Leistungsträgerinnen dieser unserer super- bis spätkapitalistischen Gesellschaft einer geregelten Erwerbstätigkeit nachgegangen, wir wollen ja niemandem auf der Tasche liegen.

Gestern mussten wir dann noch ein bisschen neben uns stehen, bei einem gepflegten Gläschen Sherry, zwei ungepflegten Tüten Chips, einer klebrigen Tafel Schokolade und einem XXL-Beutel M&Ms wieder zu uns kommen, um dabei mental in Welten vorzustoßen, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Das Tolle am Oma-Saufen ist ja, dass man nach drei Likörgläschen so drauf ist wie früher nach fünf Halben. Man muss auch nicht mehr bis morgens um acht durchhalten, um mit einem schicken Konterbier das Frühstück einzuleiten, nein, man darf schon um 22 Uhr 30 sagen: „Du – ich glaub, ich muss ins Bett!“ Ist das nicht großartig? Das spart Zeit, Geld und Leberzellen. Segen des Alters! Darauf einen Sherry.

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